Einer der populärsten und beliebtesten Hochzeitsbräuche ist die sogenannte „Brautentführung" oder wie man auch im Süddeutschen sagt das „Brautverziehen".

 

Im Gegensatz zu ihrer Aufgabe im Mittelalter, als die Trauzeugen darauf zu achten hatten, dass die Braut nicht von den Adeligen entführt und sexuell missbraucht wird, sind es heute sie, welche für das Brautverziehen verantwortlich sind. So könnte man sagen, dass die heutige Brautentführung eine Ironie auf den Ursprung ist. Anders als im Mittelalter, als das Brautverziehen auf keinen Fall ein Spaß war, ist es heute eine amüsante Sitte bei Hochzeiten, die Braut von Freunden oder den Trauzeugen durch mehrere Kneipen zu führen und den Bräutigam die Fährte aufnehmen zu lassen.

 

Heute gibt es verschiedene Varianten, wie eine Brautentführung von Statten gehen kann. Zunächst einmal muss man sich die Frage stellen, ob man überhaupt die Zeit für ein solches Spektakel zur Verfügung hat. Schließlich ist dies doch ein relativ großer Aufwand. Wenn man „nur" eine Hochzeitsfeier am Abend hat, sollte man vielleicht doch lieber darauf verzichten.

 

Wer dies nicht möchte, dennoch Zeit sparen will, der kann sich dafür entscheiden das Brautverziehen auch in dem Saal stattfinden zu lassen, in dem sich auch die Feierlichkeiten befinden. Dies ist dann eine kleine Abwandlung, die mit weniger Stress und Aufwand verbunden ist. Man muss das Auslösen der Braut durch kleine Prüfungen ersetzen, die der Bräutigam zu meistern hat. Zu nennen wären dabei zum Beispiel ein Liebeslied singen, oder was auch sehr beliebt ist, dass man seine Braut unter mehreren Frauen mit verbundenen Augen wiedererkennen muss.

 

Für ein klassisches Brautverziehen müssen zunächst ein paar Vorkehrungen getroffen werden. Bei den „normalen" Brauentführungen ist es so, dass man die Braut durch mehrere Kneipen führt und der nachfolgende Bräutigam ist derjenige, der die Zeche der „Entführer" zu begleichen hat. Dies muss selbstverständlich mit den Barbesitzern vorher abgesprochen werden. Vor allem wenn geplant ist, dass der Bräutigam in den Gaststätten Aufgaben lösen muss, um den nächsten Aufenthaltsort seiner Frau herauszufinden. Wie viele Stationen man ansteuert und wie lange die Aufenthaltsdauer in den jeweiligen Lokalitäten sein soll, muss jeder für sich persönlich entscheiden, lustig wäre es auf jeden Fall, wenn man einen „Kameramann" bei sich hat, der das Vergnügen festhält und im Anschluss den wartenden Hochzeitsgästen vorführen kann. Dies bringt doppelten Spaß.

 

Damit das Ganze auch ein Spaß ist, sollte man sich als Trauzeuge und Freund aber auch sicher sein, dass das Brautverziehen auch nach dem Geschmack der frisch vermählten Eheleute ist. Vielleicht ist es nicht das Schlechteste es mit ihnen vorher ab zu klären, damit dieses Spielchen auch auf jeden Fall ein wunderbares Erlebnis und eine einmalige Erinnerung bleibt.